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edge.man – EIN TAG FÜR MARTIN HECKMANN
[*03.01.1966 – †28.12.2022]
Filmische Werkschau im LICHTMESS am 17. Juni 2023 ab 18 Uhr | Party mit DJ ROUND TABLE im SLOT ab 21 Uhr
LICHTMESS-KINO, Gaußstraße 25, 22765 Hamburg, www.lichtmess-kino.de | SLOT, Zeiseweg/Ecke Bodenstedtstraße, 22765 Hamburg, www.slot-hh.org
PROGRAMM 01 (18 Uhr, ca. 92 Min.)
01 Portrait eines jungen Malers 10’30 Min. | Digital | 1989
02 Gesichte 30’40 Min. | 16 mm | 1997
03 Homo Habilis 8’30 Min. | 16 mm | 1992
04 Die Gischt unserer Tage 11’20 Min. | Digital | 1993
05 Kpt Hedgeman & Mr George 31’00 Min. | Digital | 2001
PROGRAMM 02 (20 Uhr, ca. 91,5 Min.)
01 Owo (Kurzfassung) 16’30 Min. | Digital | 1993
02 Ulli 61’00 Min. | Digital | 2014
03 sat.land 10’40 Min. | Digital | 2006
04 Wildmann (Pre-Production Trailer) 3’20 Min. | Digital | 2018
VORWORT
Martin Heckmann – der Sommer 1993, Bad Kleinen und der Negativschnitt
Owo – der Negativschnitt steht an. Keinen Fehler machen. Weiße Handschuhe. OP-Atmosphäre im Keller der HFBK Hamburg. Martin hängt die letzten Filmstreifen auf den Galgen. Währenddessen denken wir uns ein System zur Fehlervermeidung aus. Wir schneiden abwechselnd. Bevor ich schneide, erzähle ich Dir, welche Rolle ich habe und welchen Streifen. Gemeinsam zählen wir zum richtigen Bild. 12, 13, 14. Dort werde ich gleich schneiden. Richtig Martin? Ja, richtig! Gut! Dann schneide ich jetzt!
Schon vorher wusste ich, dass ich sehr gerne mit Dir zusammen arbeite, aber dieser Sommer, von dem ich nur Sonnenuntergänge erlebe, überzeugt mich endgültig von Deiner Arbeitsweise, Deiner Hingabe und Deiner Sorgfalt. Während wir die letzten Schnitte machen, wird Wolfgang Grams erschossen. Im Radio. Nein, natürlich nicht im Radio, sondern auf einem Bahnsteig in Bad Kleinen.
Cut. Der letzte Schnitt. Nun noch alles wieder zusammen fügen. Das Licht des Sommers, welches durch ein Kellerfenster in den Raum fällt, hat sich gerade geändert. Ist das jetzt das Ende der RAF?
Für das nächste Projekt filmst Du viele Einfamilienhäuser, während der Fahrt, aus dem Auto heraus. Ein Motiv, von dem Du nicht genug bekommen kannst. Zäune, Hecken, scheinbare Idyllen, die Dich immer wieder beschäftigen. Schon Dein früher Film, Homo Habilis, handelte davon. Was bedeutet es, wenn der Mensch sich eine Behausung schafft? Kann der Mensch die von ihm selbst geschaffene Hecke, die Grenze zwischen Zivilisation und Natur überwinden?
In der Mongolei träumten wir von einer Lösung.
Auch noch in Ulli geht es nicht nur um Deinen Bruder, sondern wieder um Behausungen. Das Haus, welches Dein Vater geschaffen hat, wird zu einer Art Sehnsuchtsort, aber auch zu einer Falle. Die Psychiatrie bietet keinen Ausweg, bloß eine weitere provisorische Behausung.
Du liebst es die Landschaft aufzunehmen, den Blick in die Ferne. In sat.land treibst Du diese Haltung auf die Spitze. Doch die kosmische Reise endet wieder im Garten Deines Elternhauses.
Auch noch Dein Projekt Wildmann sollte von der Doppelnatur des Menschen erzählen. In die Büros, in die Einfamilienhäuser, in die Wohnung mit Zentralheizung würde sich das Ungezähmte, Bigfoot, Wildemann, Gilgamesch einschleichen, nicht von außen, sondern durch unser eigenes Inneres.
Und? Wo bist Du jetzt genau? Der Planet ist so wüst und leer ohne Dich!
MATHIAS WILL
Filmprogramm
PROGRAMM 01 | FILM 01
Portrait eines jungen Malers
Dokumentarfilm | 1989 | 10’30 Min. | VHS
Portrait des Malers Andreas Gershom Schwalfenberg in den widersinnigen Umständen seiner Zeit.
PROGRAMM 01 | FILM 02
Gesichte
Spielfilm | 1997 | 30’40 Min. | 16mm | von Martin Heckmann und Mathias Will
„Italien“ denkt Daniel und macht sich auf den Weg. Nicht länger die psychiatrische Anstalt in Hamburg, kein Haldol, kein Akineton, keine „only bathroom Therapie“, wie er es nennt, wenn er innerhalb der Klinik nur im Badezimmer alleine sein kann. Mit seinem Kinderwagen voller Puppen, seinem Camcorder und einem Fernsehmonitor zieht er in ein verlassenes Haus in Umbrien.
PROGRAMM 01 | FILM 03
Homo Habilis
Experimentalfilm | 1992 | 8’30 Min. | 16 mm
Darsteller Matthias Breitenbach
Ein junger Mann im Garten, beim Schöpfer, auf Erden und zu Hause.
PROGRAMM 01 | FILM 04
Die Gischt unserer Tage
Experimenteller Essayfilm | 1993 | 11’20 Min. | Super 8/Hi 8
Eine filmische Liebeserklärung.
PROGRAMM 01 | FILM 05
Kpt Hedgeman & Mr George
Sci-Fi-Essayfilm | 2001 | 31 Min. | DV
Kpt Hedgeman hat George auf die Erde geschickt, um in Erfahrung zu bringen, wie das Leben dort ist. Beide arbeiten im Auftrag des IRVU (des Interstellaren Rats zum Verständnis des Universums), der wiederum einer Verkehrsplanungs-Kommission einen ersten Bericht vorlegen muss, ob es sich lohnt, diesen Planeten als Biozone zu erhalten oder ob er einem neuen interstellaren Zubringer weichen muss. George beginnt seinen Einsatz in Laos und Thailand. Kpt Hedgeman begleitet ihn dabei mit dem Raumschiff. George weiß nicht, dass er extra zu diesem Zweck besonders „menschlich“ konfiguriert wurde. Er hält sich fast für einen gewöhnlichen Erdbewohner, der eine Asienreise unternimmt. George begegnet freundlichen Einheimischen, weißen Rüben, roten Mönchen, blassen Touristen und einem Zenmeister Gecko. Er hört gefährliche Geschichten von Hmong-Rebellen und der Verbindung zum geheimen Krieg des CIA in Laos. Begeisterung, Enttäuschung, Schrecken und Erkenntnis begleiten seinen Weg.
PROGRAMM 02 | FILM 01
Owo
Essayfilm | 1993 | (überarbeitete Fassung) 16’20 Min. | 16 mm | von Martin Heckmann und Mathias Will | Leipziger Dokumentarfilmfestival 1993
Ein Owo ist das schmückende Zeichen eines heiligen Platzes. Der Umherziehende zeigt seine Ehrerbietung, indem er etwas opfert oder einen Stein von irgendwoher aufhebt und zu den anderen Steinen dazulegt. In diesem Geiste ist unser Film Owo entstanden. Es geht um das Reisen und das Fremdbleiben; um Nomaden und Sesshafte; um die Bewegung in einem Land, welches viermal so groß ist wie Deutschland, und dennoch nur von zwei Millionen Menschen bewohnt wird. Wir reisten zu zweit und mit kleinem Gepäck, auf offenem Lastwagen durch das kühle Grasland. Wir sahen die Wüste Gobi, wanderten am Flusse Tuul und durchquerten 1.000 Kilometer Land ohne Straßen.
PROGRAMM 02 | FILM 02
Ulli
Dokumentarfilm | 2014 | 61 Min. | Digital | Deutscher Kurzfilmpreis 2014
Darsteller Matthias Breitenbach | Sprecher Ole Svendsen von Malottki | Musik Yves De Mey
Ullis Leben war ein jahrzehntelanger Ausnahmezustand zwischen Familie und Psychiatrie. Viele wollten ihm helfen, doch keinem ist es gelungen. Ulli ist an allem verzweifelt und überall gescheitert: an sich selbst, an seinen Mitmenschen und zuletzt an einem Klappfenster in unserem Elternhaus. Ulli war mein Bruder.
PROGRAMM 02 | FILM 03
sat.land
Experimenteller Kurzfilm | 2006 | 10’40 Min. | Digital & 35 mm | Dolby Digital Surround EX | 22. Int. Kurzfilmfestival Hamburg: Jury-Award-Special-Mention | im Verleih der Kurzfilmagentur | Musik & Sound Design Yves De Mey | Set Design Ole Grönwoldt
Ein langsamer Flug über eine montierte Topografie aus hochaufgelösten Satellitenbildern. Der „erhabene“ Blick über Landschaften und Städte (Afghanistan, Pakistan, Irak, USA), entwickelt sich zu einer eher „militärischen“ Perspektive. Zur steigenden Dichte der für diesen Film komponierten Musik des belgischen Elektronik-Musikers Yves De Mey gibt es eine Vielzahl von subtilen visuellen Ereignissen: Flugzeuge kreuzen das Blickfeld, Wolken ziehen über die Landschaften, Autos fahren auf den Straßen. Die Satelliten sind „Leibwächter“, die Beobachter unseres Lebens am Boden. Durch ihre Distanz ermöglichen sie Überblick, strategische Aufklärung und Kontrolle. Mit ihnen erheben wir uns über uns selbst in eine gottgleiche Position distanzierter Betrachtung, die unserem Körper naturgemäß nicht zugänglich ist.
PROGRAMM 02 | FILM 04
Wildmann
Pre-Production Trailer | 2018 | 3’20 Min. | Digital Darsteller Matthias Breitenbach
Trailer zum nicht realisierten „Wildmann“, ein dokumentarisches, improvisiertes, fiktionales Roadmovie.
Filmografie
1989 Portrait eines jungen Malers
Dokumentarfilm | 1989 | 10’30 Min. | VHS
1991 Steig 2/3
Theaterperformance von Matthias Breitenbach | 1991 | 8’30 Min. | Video 8
Kamera & Schnitt: Martin Heckmann, Darsteller: Anne Levin, Matthias Breitenbach
Eine Vorführung vor vier Fenstern, aufgeführt 1991 in Münster in Zusammenarbeit mit dem Wolfgang Borchert Theater
1992 Homo Habilis
Experimentalfilm | 1992 | 8’30 Min. | 16 mm | Darsteller: Matthias Breitenbach
1993 Die Gischt unserer Tage
Experimenteller Essayfilm | 1993 | 11’20 Min. | Super 8/Hi 8
Eine filmische Liebeserklärung,
1993 Owo
Essayfilm | 1993 | 42 Min. (überarbeitete Fassung 16’20 Min.) | 16 mm | von Martin Heckmann und Mathias Will | Leipziger Dokumentarfilmfestival 1993
1994 Mäander
Experimenteller Essayfilm | 1994 | 13 Min. | U-Matic | von Martin Heckmann und Mark Böhm HfbK-Schutenfahrt nach Dresden
1994 Schweig, Mondgeflecht schweig Video-Exposé zu Gesichte | 1994 | 22’30 Min. | DV | von Martin Heckmann und Mathias Will
Gespräch mit Mathias Will, mit Super 8-Aufnahmen von 1988
1997 Gesichte
Spielfilm | 1997 | 30’40 Min. | 16 mm | von Martin Heckmann und Mathias Will
1998 Po’azz Yo’azz
Musikvideo (Auftragsarbeit) | 1998 | 7’06 Min. | Hi8
2001 Kpt Hedgeman & Mr George
Sci-Fi-Essay-Film | 2001 | 31 Min. | DV
2000 Verborgenes Land
Essayfilm | 2002 | 35’40 Min. | DV Eine Filmreise durch Laos
2002 Wir Troglodyten
Experimenteller Essayfilm | 2002 | 11’12 Min. | Super 8/DV | mit Texten von Emil Cioran
Auf den Gipfeln der Verzweiflung mit Aufnahmen aus Tunesien, Sizilien, New York und Hamburg
2003 Von Menschen und Häusern
Pilot für eine nicht realisierte Dokuserie | 2003 | 8 Min. | DV | von Martin Heckmann & Mathias Will
2003 Im Land der Schimären
VJ-Film in drei Teilen | 2003 | 42 Min. | DV | von Martin Heckmann und Oliver Lammert
Im Rahmen der Ausstellung 4. OG 2003 in Hamburg, Prolog, 9 Min, Das Ding mit Manfred Geier, 25’30 Min., Fegrodub 8’30 Min.
2004 Die Bittermandelhecke
Essayfilm | 2004 | 8 Min. | DV
2004 Pompei
Essayfilm | 2004 | 8 Min. | DV
2006 sat.land
Experimenteller Kurzfilm | 2006 | 10’40 Min. | Digital & 35 mm | Dolby Digital Surround EX | 22nd IKFF Hamburg Jury-Award-Special-Mention | Musik & Sound Design: Yves De Mey, Set Design: Ole Grönwoldt | Verleih: Kurzfilm Agentur Hamburg
2014 Ulli
Dokumentarfilm | 2014 | 61 Min. | Digital | Deutscher Kurzfilmpreis 2014 | Darsteller: Matthias Breitenbach, Sprecher: Ole Svendsen von Malottki, Musik: Yves De Mey
2018 Wildmann
(Pre-Production Trailer) Pre-Production Trailer | 2018 | 3’20 Min. | Digital | Darsteller: Matthias Breitenbach
Vita
Geboren am 3.1.1966 und gestorben am 28.12.2022 in Hamburg
1989 – 95 Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg bei Rüdiger Neumann (Experimentalfilm) und Gerd Roscher (Essayfilm)
1995 Diplom, 1995 – 97 Aufbaustudium
2003 Gründungsmitglied des DJ Round Table
2004 Gründungsmitglied des Vereins feld für kunst
AUSSTELLUNGEN
2001 scifi session Puzzellink.Evidenz4 Hamburg
2002 Hedgeman & Lambart, VJ/DJ, Artgenda, Hamburg
2003 4. OG Im Land der Schimären Hamburg, Katalog/DVD
2004 Im Vorfeld, feld für kunst, Hamburg
2004 Erster Altonaer Autosalon, feld für kunst, Hamburg
2004 Zoll/Douane, Kunst im öffentlichen Raum, Hamburg
2005 Blau Zimmer für Kunst und andere, Hamburg
2005 Laden für Nichts, Leipzig
2005 Quiet Things, Heart-Gallery, Mannheim
2006 Haunted, feld für kunst, Hamburg
2007 Satellite Voyeurism, HMKV, Dortmund
Veröffentlichungen
2003 4. OG Im Land der Schimären Hamburg, Katalog/DVD
2004 Von Politik, Sex und anderen Dingen Material-Verlag der HfbK-Hamburg, Buch/DVD
2005 Zoll/Douane Verlag für moderne Kunst, Nürnberg, Katalog
2008 Satellite Voyeurism – Workshop-Dokumentation, Hartware Medienkunst-Verein Dortmund
Musik
ca. 1989 – 1997 The Autumn Shades (git & voc) www.reverbnation.com/autumnshades
2001 – 2005 Hedgeman & Lambart (Ambient Electro & VJing)
Veröffentlicht als edge.man:
2003 https://edgeman.bandcamp.com/album/on-the-heights-of-despair
2021 https://edgeman.bandcamp.com/track/help-me-please
Links
Programm & Redaktion Oliver Lammert, Markus Schaefer, Ulrike Thiele, Mathias Will | Gestaltung Markus Schaefer | Webseite Oliver Lammert | Titelfoto Angela Christlieb, Round Table-Fotos Oliver Lammert, Portraitfoto Carolin Ermer, Foto Hecke & Zaun shutterstock